Zeitgerechte Stadt Caroline Kramer

Zeitgerechte Stadt - Prof. Caroline Kramer

  • Zeit ist ein knappes Gut, und sie spielt eine große Rolle für die Gestaltung des Alltags- und Berufslebens. Die Inhaberin des Lehrstuhls für Humangeographie und Geoökologie befasst sich in ihrer Forschung unter anderem mit den raum-zeitlichen Strukturen in der Stadt.

Stadtplanung in zeitlichen Rhythmen denken

Prof. Caroline Kramer, IfGG Gabi Zachmann, KIT

Zeit ist ein knappes Gut, und sie spielt eine große Rolle für die Gestaltung des Alltags- und Berufslebens. Die Professorin für Humangeographie und Geoökologie befasst sich in ihrer Forschung unter anderem mit den raum-zeitlichen Strukturen in der Stadt.

Wenn Wohnquartiere oder Verkehrswege geplant werden, wird damit indirekt auch Zeit geplant. Die Wahl der Standorte von Schulen, Bürgerdiensten, Einkaufs- oder Freizeiteinrichtungen, ihre Öffnungszeiten und Anbindungen an den ÖPNV wirken sich auf die Zeit als eine der wichtigsten Ressourcen des Alltags aus. „Wo man es sich leisten kann zu wohnen, und ob man lange Pendelzeiten zwischen Arbeitsplatz und Wohnung hat, ist eine der zentralen Fragen beim Thema Zeitgerechtigkeit“, sagt Caroline Kramer. Wer weniger fremd- und mehr selbstbestimmt über seine Zeit verfüge, empfinde weniger Stress, die Öffnungszeiten von öffentlicher Verwaltung, Kitas und Einkaufsmärkten zu synchronisieren, bedeute für Eltern größere Zeitautonomie. „Bislang wird bei der Stadtplanung noch wenig in zeitlichen Rhythmen gedacht, und nicht immer werden zeitliche Varianten berücksichtigt“, sagt die Geographin. So ließen sich Schulhöfe am Nachmittag öffnen, Zwischennutzungen für leerstehende Gebäude finden, und Klassenzimmer könnten in bestimmten Zeiten dem Vereinsleben, Volkshochschulkursen oder Seniorentreffs Raum bieten. „In einer zeitgerechten Stadt werden räumliche und zeitliche Nutzungen gemeinsam betrachtet. Eine Frage dabei ist, wie und zu welcher Zeit möchte man welcher Gruppe eine Nutzung von Raum anbieten, zum Beispiel, indem sich ein Universitäts-Campus zur Stadt hin öffnet.“

Die Wissenschaftlerin, die sich bereits in ihrer Habilitationsschrift mit Zeitgeographie befasst hat, ist Mitherausgeberin des Forschungsberichts „Zeitgerechte Stadt. Konzepte und Perspektiven für die Planungspraxis“, der 2019 von der Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft (ARL) veröffentlicht wurde. Wie das öffentliche Leben getaktet ist, habe für unterschiedliche Beteiligte Auswirkungen: „Wem zum Beispiel gehört die Nacht? Die einen möchten das Ausgehen genießen, die anderen die Ruhe“, so Kramer. Ein Aspekt sozial-räumlicher Gerechtigkeit sei es auch, ob jemand nach der Spätschicht im Krankenhaus oder der Arbeit in einer Gaststätte noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause komme. „Die Frage nach gut erreichbarem und bezahlbarem Wohnraum ist eine Schlüsselfrage in diesem Zusammenhang, denn damit steht und fällt das Alltagskonstrukt der Menschen“, betont die Sozialforscherin, die in einem ihrer Forschungsprojekte die Konkurrenz zwischen Studierenden-Wohngemeinschaften und Familien auf dem innenstadtnahen Wohnungsmarkt untersucht hat. Auch mit der Frage, vor welche Herausforderungen der demographische Wandel die Stadt- und Raumplanung stellt, hat sich die Wissenschaftlerin befasst. Zu ihren weiteren Forschungsthemen gehören die Bildungsgeographie und die Verkehrsgeographie sowie Gender-Aspekte der Stadt-, Raum- und Regionalplanung. Kramer ist federführende Herausgeberin der Zeitschrift „Berichte. Geographie und Landeskunde“ der Deutschen Akademie für Landeskunde sowie Mitglied in den Kuratorien des Leibniz Instituts für Länderkunde (IfL) und der ARL. (afr)

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Fotonachweis:
Foto Käfer: Caroline Kramer
Portrait Prof. Caroline Kramer, IfGG: Gabi Zachmann, KIT