Wissenschaftskommunikation – Prof. Annette Leßmöllmann
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Die Professorin für Wissenschaftskommunikation mit dem Schwerpunkt Linguistik betrachtet vielfältige Aspekte des Sprechens von und über Wissenschaft. Herausforderungen der Wissenschaftskommunikation im digitalen Raum gehören ebenso zu ihren Forschungsschwerpunkten wie das Einbeziehen schwer erreichbarer Zielgruppen.
Wissenschaft und Gesellschaft im Gespräch
Künstliche Intelligenz (KI) im Routenplaner, innovative Impfstoffe, Roboter in der Produktionshalle – technologische Entwicklungen fließen in viele Lebensbereiche ein. Wissenschaftliche Erkenntnisse liefern die Grundlage für zahlreiche gesellschaftliche und individuelle Entscheidungen. „Wissenschaft ist im Alltag der Menschen gegenwärtig, der Austausch von Wissenschaft und Gesellschaft ist deshalb extrem wichtig“, sagt Annette Leßmöllmann. Wissen allgemeinverständlich zur Verfügung zu stellen, gehöre zu den Aufgaben von Hochschulen und öffentlichen Forschungseinrichtungen. Dies erfordere unter anderem einfach zugängliche und für alle Zielgruppen nutzungsfreundliche Informationsschnittstellen.
Eine zentrale Forschungsfrage der Wissenschaftlerin ist, welchen Einfluss Überzeugungen, Weltanschauungen und Zukunftsvorstellungen einzelner darauf haben, wie sie wissenschaftliche Aussagen bewerten. „Wissenschaftskommunikation hat nicht nur mit Information zu tun“, betont die Linguistin und empfiehlt das Zuhören: „Man muss fragen, was die Menschen antreibt und was sie emotional bewegt, gerade bei gesellschaftlich umstrittenen Themen.“ Um unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen, brauche es in Wissenschaft und Wissenschaftskommunikation Medienkompetenz. Zu wissen, wie verschiedene Social-Media-Kanäle funktionieren und sie zu nutzen, gehöre ebenso dazu, wie den zielgruppenspezifisch passenden Tonfall zu treffen, ohne sich anzubiedern oder zu verbiegen. Die Sprache – im Mündlichen von Mimik und Gestik begleitet und im Schriftlichen in Bilder eingebettet – spiele eine wesentliche Rolle. „Auch nicht akademische Fachkräfte brauchen aktuelles Forschungswissen, zum Beispiel aus der Energie- oder Klimatechnik“, betont Leßmöllmann. Die Schnittstelle zwischen Wissenschaftskommunikation und Bildungseinrichtungen sei ausbaufähig.
Eine umwälzende Herausforderung für die Wissenschaftskommunikation sieht sie in technisch immer ausgefeilteren Möglichkeiten der Desinformation mithilfe Künstlicher Intelligenz. Es werde im digitalen Raum immer schwieriger zu beurteilen, ob das, was eine Person sagt, authentisch und die Urheberschaft real ist. „Im Strudel dieser Unsicherheit über den Wahrheitsgehalt kann auch das Vertrauen in wissenschaftsbasierte Aussagen Schaden nehmen“, warnt die Expertin. Die von ihr geleitete Professur Wissenschaftskommunikation am Institut für Technikzukünfte des KIT widmet sich diesem Thema unter anderem als Projektpartner am Tübinger Zentrum für rhetorische Wissenschaftskommunikationsforschung zur Künstlichen Intelligenz (RHET AI Center). Leßmöllmann ist Mitglied der KIT-Academy for Responsible Research, Teaching, and Innovation (ARRTI), in der sich Forschende, Lehrende und Studierende mit Ethik und Verantwortung in Technik, Forschung und Innovation befassen. Die Mitherausgeberin des 2020 erschienenen Handbuchs Science Communication ist als Vertreterin der Hochschulrektorenkonferenz Mitglied im Hörfunkrat des Deutschlandfunks. (afr)
Der Presseservice des KIT stellt gerne den Kontakt zwischen den Medien und Dr. Leßmöllmann her.
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Porträt Prof. Annette Leßmöllmann, ITZ, KIT: Markus Breig, KIT