NiekenMarkus Breig, KIT

Zukunft der Arbeit - Prof. Petra Nieken

  • Die Professorin für Human Resource Management forscht am Institut für Unternehmensführung (IBU) dazu, wie digitale Technologien die Zusammenarbeit in Unternehmen verändern, wie sich traditionelle Führungs- und Motivationsmodelle erfolgreich an neue Arbeitsformen anpassen lassen, welche Kommunikationsstrategien sich für digitale Führung eignen und wodurch Chancengleichheit gefördert wird.

Digitalisierung, Führung, Gender Equity

Prof. Petra Nieken, IBU Amadeus Bramsiepe, KIT

„Wir stellen in unserer Forschung den Menschen in den Mittelpunkt und arbeiten daran, die Zukunft der Arbeit aktiv mitzugestalten. Dabei geht es darum, digitale Technologien zum Vorteil der Mitarbeitenden einzusetzen, nicht darum zu kontrollieren und zu überwachen“, betont Petra Nieken . Der Umgang mit digitalen Technologien erfordere Kompetenz und Transparenz. „Es geht darum, Technik so zu gestalten und einzusetzen, dass sie sich den Bedürfnissen der Mitarbeitenden anpasst, um Teamarbeit gelingen zu lassen“, sagt die Wirtschaftswissenschaftlerin. Dazu gehöre der Aspekt, wie viel Privatsphäre notwendig ist, damit Mitarbeitende sich nicht überwacht fühlen und die Technik nicht zu viel Aufmerksamkeit absorbiert.

Das vielfältige Spektrum des Miteinander-Arbeitens in Videocalls, Telefonaten, E-Mail-Austauschen und hybriden Zusammenkünften als Kombination von Präsenzveranstaltung und virtueller Begegnung stellt Führungskräfte vor neue Herausforderungen in der Mitarbeitendenmotivation. Nieken hat untersucht, welchen Einfluss charismatische Führungstechniken in den Kommunikationskanälen Text, Audio und Video auf die Leistung der Beschäftigten haben. „Emotionen und Visionen zu triggern, ist einfacher, wenn ich das Team vor mir habe, als wenn ich digital mit ihm kommuniziere“, so die Expertin. „Einfache Anweisungen lassen sich erfolgreich über Textbotschaften vermitteln. Komplexere Themen und Botschaften brauchen eine andere Form der Kommunikation“. Werden Inhalte per Video mit charismatischer Kommunikation – und damit einem hohen Anteil nicht-verbaler Signale wie Stimmlage, Tonfall, Mimik und Gestik – vermittelt, motiviere dies Mitarbeitende zu einer besseren Leistung als eine im Video neutral vorgetragene Aufgabenbeschreibung. „Führungskräfte müssen vor allem dann einen stimmigen Eindruck vermitteln, wenn sie den Videokanal nutzen“, sagt Nieken. „Charismatische Kommunikation lässt sich lernen.“

„Sprache ist ein mächtiges Werkzeug, das sich darauf auswirkt, wie Menschen wahrgenommen werden“, sagt die Wissenschaftlerin. Unterschiedliches Sprechen – das generische Maskulin zu nutzen, weibliche und männliche Bezeichnungen zu wählen oder genderinklusiv zu kommunizieren – habe unterschiedliche Wirkungen. Es zeige sich, dass gendergerechte Sprache in der Kommunikation mit Mitarbeitenden deren Reaktionen beeinflussen kann, sagt die Wissenschaftlerin, die unter anderem zu ethischem Verhalten und Chancengleichheit am Arbeitsplatz forscht. Methodisch kombiniert Nieken experimentelle Feldforschung und Laborstudien, um kausale Zusammenhänge sichtbar zu machen. Für ihre Theorie und Praxis verbindenden, interdisziplinären Studien steht am KIT eines der weltweit größten computergestützten Experimentallabore zur Verfügung: das Karlsruhe Decision and Design Lab (KD2Lab), dessen Co-Sprecherin Nieken ist. Die Wissenschaftlerin publiziert in weltweit führenden Fachzeitschriften und ist Mitglied des Editorial Boards von The Leadership Quarterly. (afr)

Der Presseservice des KIT stellt gerne den Kontakt zwischen den Medien und Prof. Petra Nieken her.

 

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Foto: Markus Breig, KIT
Porträt Prof. Petra Nieken, IBU, KIT: Amadeus Bramsiepe, KIT