Sommerliche Starkwinde in Deutschland
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Autor:
Sandra Wiebe
Felix Mescoli
Regina Link -
Quelle:
Presseservice
- Datum: 19.07.2018
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Ob umstürzende Bäume, umherfliegende Äste, Zelte oder andere Gegenstände – starke Sturmböen im Sommer können schwere Schäden verursachen. Eine große Gefahr können sie gerade bei Outdoor-Aktivitäten oder Open-Air-Veranstaltungen darstellen. Ausgelöst werden diese Starkwindereignisse durch Gewitter: Bedingt durch den Niederschlag und Abkühlungsprozesse in der Gewitterwolke entsteht ein lokaler Abwind, der nach dem Auftreffen auf der Erdoberfläche umgelenkt wird und anschließend bodennah eine horizontale Strömung erzeugt. Stationsmessungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) können diese „konvektiven Windböen“ aufgrund ihrer geringen räumlichen Ausdehnung nicht vollständig und flächendeckend erfassen. Im Projekt „Convective Wind Gusts“ untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des KIT diese Phänomene nun genauer. „Um die räumliche und saisonale Verteilung, Intensität und Eintrittswahrscheinlichkeit der Böen zu analysieren, haben wir einen Ereigniskatalog für Deutschland basierend auf 110 Klimastationen des DWD über einen Zeitraum von 23 Jahren, von 1992 bis 2014, statistisch ausgewertet“, sagt Susanna Mohr vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung des KIT. „Wir haben dabei nur Starkwindereignisse als konvektive Böen berücksichtigt, die mindestens Windgeschwindigkeiten von 18 Metern pro Sekunde aufwiesen und in Verbindung mit einem Gewitter standen. Meistens sind solche Ereignisse im Juni und Juli zu beobachten.“ Die Ergebnisse zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten konvektiver Böen von Nord- nach Süddeutschland zunimmt. Schwere konvektive Böen von über 30 Metern pro Sekunde sind aber grundsätzlich überall in Deutschland möglich. Diese Erkenntnisse könnten jetzt in bestehende Windlastnormen für Gebäude oder Tragwerke einfließen, die solche Windereignisse aktuell noch nicht berücksichtigen. (swi)
Alumni des KIT für deutschen Gründerpreis nominiert
Unter den drei Finalisten des Deutschen Gründerpreises sind gleich mehrere KIT-Alumnis: Florian Wehner studierte am KIT Maschinenbau und stellt mit seiner Firma Vectoflow 3-D-gedruckte Sonden her, die auch in der Formel 1 eingesetzt werden. Die Ineratec-Gründer Tim Böltken, Philipp Engelkamp und Paolo Piermartini, lernten sich am KIT kennen. Mit ihrem Unternehmen haben sie chemische Großanlagen auf Miniaturformat geschrumpft und können so dezentral mit Solar- oder Windenergie synthetische Kraftstoffe herstellen. Rennsportteams, Flugzeughersteller, Airlines – sie alle wollen wissen, woher der Wind weht. Vectoflow liefert Sonden, die individuell für den Kunden gefertigt werden und die Strömung von Luft, Wasser oder Öl präzise messen. So ist unter der Nase jedes Formel-Eins-Boliden eine Sonde angebracht, die im Rennen Geschwindigkeit und Richtung der Strömung misst. Einige davon wurden von Vectoflow entwickelt. Vor seiner Zeit als Unternehmer studierte Florian Wehner am KIT Maschinenbau mit Vertiefung Produktentwicklung und Leichtbau. Auch war er Mitglied der Hochschulgruppe KA-RaceIng, dem Formula Student Team des KIT, das jedes Jahr erfolgreich unterschiedliche Rennwagen entwickelt. Ineratec baut Anlagen, ausgestattet mit kompakten chemischen Reaktoren, mit denen etwa aus dem „Klimakiller“ CO2 und Wasserstoff synthetisches Erdgas oder synthetischer Kraftstoff hergestellt werden. Die dazu benötigte Energie kann aus regenerativen Quellen kommen, die so in chemischen Energieträgern gespeichert wird. Dies ist ein dringend benötigter Baustein der Energiewende. Durch Ineratec lassen sich diese Verfahren im dezentralen Maßstab kostengünstig durchführen, großtechnische Chemieparks sind dabei überflüssig. Die Ineratec-Gründer entwickelten chemische Reaktoren, die so kompakt sind, dass die gesamte Anlage fertig montiert in einen Schiffscontainer passt. Die Sieger des Deutschen Gründerpreises erhalten eine Unternehmensberatung und Patenschaften erfahrener Unternehmer. Wer gewinnt, erfahren die Kandidaten bei der Preisverleihung am Dienstag, 11. September, in Berlin. (mex)
Multihalle von Frei Otto bei Architektur Biennale
Bei der diesjährigen Architektur Biennale in Venedig ist die Ausstellung „Sleeping Beauty“ zur Mannheimer Multihalle von Frei Otto zu sehen, einem der bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung wurde von Georg Vrachliotis, Professor für Architekturtheorie und Leiter des Südwestdeutschen Archivs für Architektur und Ingenieurbau (saai) am KIT zusammen mit der Berliner Urbanistin Sally Below konzipiert und kuratiert. Die Ausstellungsarchitektur entwarf Marc Frohn, ebenfalls Professor am KIT. Zur Eröffnung sprachen Staatssekretär Gunther Adler vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat sowie der Mannheimer Oberbürgermeister Peter Kurz. Die Ausstellung widmet sich erstmals der Geschichte der von Frei Otto und Carlfried Mutschler gebauten Multihalle. Frei Otto entwarf die Multihalle mit einem Dach in Leichtbauweise 1975 anlässlich der Bundesgartenschau in Mannheim. Es ist die größte freitragende Holzgitter-Schalenkonstruktion weltweit. „Frei Otto hat eigentlich keine Gebäude gebaut“, sagt Georg Vrachliotis, „sondern Dächer, schwebende Strukturen. Er hat zusammen mit Mutschler, einem Mannheimer Architekten, für die Multihalle experimentiert“, so Vrachliotis. „Jetzt gerade ist eine Zeit, in der die Ideen der 70er-Jahre, diese experimentelle Art des Bauens, wieder sehr wichtig wird“, erläutert Below. Das Thema der diesjährigen Architektur Biennale ist „Free Space“, interpretiert wird es in rund 70 Länderbeiträgen und 70 Einzelausstellungen. Die Ausstellung „Sleeping Beauty“ läuft noch bis zum 29. Juli 2018, und ist von Dienstag bis Sonntag, jeweils 13 bis 19 Uhr geöffnet, Adresse: Gondolieri Bauer Servizi, Giudecca 211, 30133 Venice. (rl)
Tue Gutes besser: Vortrag von Starphilosoph William MacAskill
Wie lässt sich die Welt verbessern und wie kann ich mich daran beteiligen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich eine altruistische philosophische Richtung, die Effectiv-Altruism-Bewegung (EA). Weltweit entstehen zurzeit EA-Gruppen, auch in Karlsruhe hat sich bereits eine solche Gruppe etabliert. Ende dieses Monats besteht die Gelegenheit, den Gründervater dieser Bewegung bei einem öffentlichen Vortrag zu hören. MacAskill ist Associate Professor an der Universität Oxford. Sein Buch "Doing Good Better" (auf Deutsch: "Gutes Besser Tun") ist ein internationaler Bestseller. Effektiver Altruismus ist eine Philosophie und soziale Bewegung, die globale Probleme wissenschaftlich-rational angehen will. Sie verfolgt einen einfachen Grundgedanken: Wie kann ich mit meinen Mitteln möglichst viel tun, um die Welt zu verbessern? Ist es vielleicht besser, einem Beruf nachzugehen, in dem ich ein hohes Einkommen habe und dann das Einkommen zu spenden? Wie kann ich sichergehen, dass das Geld für einen sinnvollen Zweck eingesetzt wird? Diese und ähnliche Fragen möchten die Anhänger der EA-Bewegung beantworten. Der öffentliche Vortrag findet am Donnerstag, 26. Juli um 19 Uhr als Teil der vom KIT organisierten 15th Conference of the International Society for Utilitarian Studies im ZKM Medientheater statt. (rl)