Kolb am Forschenprivat

Rohstoffverfügbarkeit, Analytik und Recycling - Prof. Jochen Kolb

  • Der Professor für Geochemie und Lagerstättenkunde am Institut für Angewandte Geowissenschaften (AGW) erforscht die Entstehung von Lagerstätten sowie die Extraktion von Metallen aus Erz, Halde und mineralischem Abfall im Labor für Umwelt und Rohstoffanalytik (LURA) des KIT. Ziel ist es, eine sichere Versorgung mit Rohstoffen für die Industriegesellschaft zu gewährleisten. 

     

Lieferketten sichern, kritische Rohstoffe lagern und heimische Ressourcen nutzen

Prof. Jochen Kolb Manuel Balzer, KIT

„Die Rohstoffverfügbarkeit ist ein Problem, das von der Industriegesellschaft vernachlässigt wurde. Dies hat dazu geführt, dass wir in Europa und Deutschland die Kontrolle über wichtige Rohstoffvorkommen verloren haben“, erklärt Jochen Kolb. Die daraus folgende Verwundbarkeit zeige sich – als Folge der Coronapandemie und des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine – eindrücklich in gestörten Lieferketten und zunehmendem Protektionismus.

„Wir müssen die internationalen Lieferketten sichern, heimische Ressourcen nutzen und potenziell kritische Rohstoffe lagern. Nur diese Kombination kann eine Lösung für die Zukunft unserer Industriegesellschaft sein“, betont der Experte. Hier setzen Kolb und sein Team in der Forschung auf vielfältige Weise an. Dazu gehört die wissenschaftliche Beratung von Wirtschaft und Politik als wesentlicher Teil des THINKTHANKS „Industrielle Ressourcenstrategien“, den das Land Baden-Württemberg am KIT eingerichtet hat. Außerdem arbeiten die Forschenden an Möglichkeiten zur besseren Exploration von Lagerstätten. So seien bei den meisten der traditionellen Metallrohstoffe die leicht aufzufindenden Vorkommen inzwischen bekannt beziehungsweise bereits abgebaut, erläutert Kolb. Jetzt gehe es darum, auch die „blinden Lagerstätten“ zu entdecken, die sehr viel tiefer liegen und keine Verbindung zur Erdoberfläche besitzen. Dazu werden geologische Modelle entwickelt, die mit interdisziplinären Ansätzen in Explorationskriterien übersetzt werden können.

Darüber hinaus wollen die Forschenden auch unkonventionelle Lagerstätten nutzbar machen. Das umfasst sowohl das „Urban Mining“, das etwa Schrottplätze oder Bauschutt für die Rückgewinnung von Rohstoffen nutzt, als auch die Gewinnung von Lithium aus Geothermalwässern. Bei dem etwa für Akkus in Netzspeichern, Elektronik und Elektromobilität entscheidenden Rohstoff ist Deutschland bislang von Importen abhängig. Das von Kolb und seinem Team entwickelte Verfahren bietet die Möglichkeit, Lithium beispielsweise im Oberrheingraben zu gewinnen.

Professor Kolb ist Projektleiter des THINKTHANKS „Industrielle Ressourcenstrategien“, Topicsprecher Georessourcen des KIT-Zentrums für Klima und Umwelt sowie Studiendekan der KIT-Fakultät für Bauingenieur-, Geo- und Umweltwissenschaften, Vorstandsmitglied bei der Society for Geology Applied to Mineral Deposits (SGA) und Gründungsmitglied der Fachsektion FUTURE (steht für: Forschung und Technik für Untergrund, Rohstoffe & Energie) der Deutschen Geologischen Gesellschaft – Geologischen Vereinigung (DGGV). Nach der Promotion und Habilitation an der RWTH Aachen arbeitete er in Kopenhagen am Geological Survey of Denmark and Greenland (GEUS), einer mit der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Deutschland vergleichbaren Einrichtung. Im Jahr 2016 wurde er ans KIT berufen. (red)

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Der Presseservice des KIT stellt gerne den Kontakt zwischen den Medien und Prof. Jochen Kolb her.

 

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Foto Forschung: Privat
Porträt Prof. Jochen Kolb, Institut für Angewandte Geowissenschaften: Privat