Gentes_20190606-CN-01-013Amadeus Bramsiepe, KIT

Rückbau - Prof. Sascha Gentes

  • Die Stilllegung und der komplette Rückbau kerntechnischer Anlagen stellt die beteiligten Ingenieure vor komplexe Herausforderungen. Der Bauingenieur hat die deutschlandweit einzige Professur für Rückbau konventioneller und kerntechnischer Bauwerke inne.

Kerntechnische Anlagen und konventionelle Gebäude umweltschonend rückbauen

KIT

Der begrenzte Lebenszyklus kerntechnischer Anlagen und der politisch beschlossene Ausstieg aus der Kernenergie erfordert Fachleute: „Eine ausreichende Anzahl exzellent ausgebildeter Ingenieurinnen und Ingenieure für den Rückbau wird für die Wirtschaft, aber auch insbesondere für den Schutz der Umwelt, zwingend erforderlich sein“, betont Sascha Gentes.

Um diesem wachsenden Bedarf gerecht zu werden, werden angehende Bauingenieurinnen und -ingenieure in einem Studienschwerpunkt  „Rückbau kerntechnischer Anlagen" gezielt geschult, der die gesamte Problematik mit Verfahren und Managementmethoden erschließt. Dieser Ausbildungsschwerpunkt am TMB, das Gentes kollegial mit zwei weiteren Professoren leitet, ist deutschlandweit und international einmalig. Ziel ist es, am KIT ein national und international führendes wissenschaftliches und technisches Kompetenzteam „Rückbau kerntechnischer Anlagen“ aufzubauen. Ein Forschungsschwerpunkt des Bauingenieurs ist die Entwicklung praxisbezogener neuer Rückbautechnologien und ihre großmaßstäbliche Erprobung. Zu den Pilotprojekten gehören Grundlagenversuche zur Entwicklung eines autark kletternden Manipulators zur Fernhantierung bei Dekontaminationsarbeiten an Wänden und Decken. Der Wissenschaftler untersucht unter anderem, wie sich durch kooperative Projektabwicklung und transparente Prozesse, etwa frühzeitiges Einbinden von Behörden und Gutachtern, Zeit und Kosten sparen lassen.

„Auch der Rückbau konventioneller Gebäude ist ein zunehmend wichtiger werdendes Forschungsfeld“, betont der Wissenschaftler. Im Fokus stehen hier der recyclinggerechte Rückbau sowie maschinelle Abbruchverfahren und die automatisierte Trennung von gefährlichen und nicht gefährlichen Abfällen. Erfahrungen und Technologien, die für den Rückbau kerntechnischer Anlagen entwickelt werden, können vielfach auf das Abtragen herkömmlicher Bauwerke übertragen und genutzt werden. Ziel der Forschung ist es, die Verfahrensweisen beim Abbruch von Bauwerken zu standardisieren. Umweltschonende Abbruchverfahren, reyclinggerechter Rückbau und trennscharfe Entsorgung stehen ebenso im Blickpunkt des Forschungsinteresses wie das Bestreben, durch automatisierte Verfahren und Fernhantierung die Risiken für das ausführende Personal beim Umgang mit Schadstoffen wie Asbest oder künstlichen Mineralfasern zu minimieren. In seinen Forschungsprojekten arbeitet Gentes am KIT eng mit den Fachleuten für Maschinenbau, Informatik, Wirtschaftsingenieurwesen und Geografie zusammen. Zu den institutionellen und industriellen Kooperationspartnern zählen die Internationale Atomenergiebehörde, Energieversorgungsunternehmen sowie führende Unternehmen, die Baumaschinen und Werkzeuge herstellen. (afr)

Der Presseservice des KIT stellt gerne den Kontakt zwischen den Medien und Prof. Sascha Gentes her.

 

Fotonachweis:
Foto Manipulator: Amadeus Bramsiepe, KIT
Porträt Prof. Sascha Gentes, TMB: KIT