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Technikgeschichte – Prof. Marcus Popplow

  • Wie haben sich frühere Generationen die Technik der Zukunft vorgestellt, was erzählen diese Vorstellungen über die damalige Gegenwart, und welche Schlüsse lassen sich daraus für heutige Debatten ziehen? Der Leiter des Departments für Geschichte am Institut für Technikzukünfte (ITZ) befasst sich aus historischer Sicht mit dem Verhältnis von Mensch und Technik.

Historische Perspektive als Baustein für Debatten zu Technologien der Zukunft

Laila Tkotz, KIT

„Wie wurde in der Vergangenheit über Technik kommuniziert, welche Motive, Emotionen, Einschätzungen und auch Konkurrenzen – zum Beispiel während des kalten Krieges in Bezug auf die Atomenergie – spielten dabei eine Rolle? Der Blick auf historische Beispiele hilft zu verstehen, wie über technische Möglichkeiten kommuniziert wurde, und welche der Utopien realisiert wurden“, sagt Marcus Popplow.

Technikgeschichte erweitert die Geschichte technischer Neuerungen und großer Erfinderpersönlichkeiten um die sozial- und kulturhistorische Perspektive. „Sie hilft zu verstehen, wie sich unsere gegenwärtige Technik und unser Umgang damit so herausgebildet haben, wie wir es heute kennen. Es geht dabei immer auch um das Verhältnis von Technik und Gesellschaft beziehungsweise Kultur, nicht nur um die historische Technik als solche“, betont der Wissenschaftler. Mensch und Technik seien im Alltag immer untrennbar verwoben: „Wir werden durch den Umgang mit Technik geformt – Smartphones eröffnen uns nicht nur neue Möglichkeiten, sondern prägen auch unsere persönliche Identität."

Am ITZ ist technikhistorische Forschung Teil einer interdisziplinären Zusammenarbeit von Geschichtswissenschaft, Philosophie, Soziologie und Wissenschaftskommunikation. Das Konzept der Technikzukünfte helfe, die unterschiedlichen Arten und Weisen, wie Gesellschaften über Produktion und Nutzung zukünftiger Technologien diskutieren, zu betrachten, so Popplow. Neben Prognosen in Sachtexten, literarischen Visionen und Science Fiction, nimmt der Technikhistoriker alltagsnahe Zukunftsvorstellungen in den Blick, die sich in Bildern, Filmen und Objekten zeigen. Ziel sei es zu verstehen, in welcher Beziehung Kommunikation über Technik und Handeln mit Technik stehen. Zwar biete die historische Perspektive keine direkt umsetzbaren Rezepte für aktuelle Probleme. Im Austausch mit Politik, Wirtschaft, Ingenieurwissenschaften und breiter Öffentlichkeit sei sie aber ein wichtiger Baustein für aktuelle Debatten zum Beispiel über die Zukunft der Mobilität, die Energiewende oder grüne Gentechnik. 

Zu den Forschungsschwerpunkten des Wissenschaftlers gehören die Technikgeschichte der europäischen Vormoderne und Moderne, die Wissensgeschichte der Technik und die Geschichte des Ingenieurberufs. Popplow ist stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft für Technikgeschichte und Mitglied der wissenschaftlichen Leitung der Fachzeitschrift Technikgeschichte. Er ist Autor einer Biografie des Motorenerfinders Felix Wankel, seine Monografie „Technik im Mittelalter“ wurde mit dem Conrad-Matschoß-Preis des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) ausgezeichnet. (afr)

Der Presseservice des KIT stellt gerne den Kontakt zwischen den Medien und Professor Marcus Popplow her.

 

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Foto Picturephone (1964): Courtesy of AT&T Archives and History Center
Porträt Prof. Marcus Popplow, KIT-Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften: Laila Tkotz, KIT