Christoph Hilgers: Speicherung von CO2 im Untergrund als Teil einer Klimastrategie „sinnvoll und machbar“

  • Datum: 17.01.2024
  • Für die Speicherung von CO2 im Untergrund (Carbon Capture and Storage, CCS) als Teil einer umfassenden Klimastrategie sprechen sich aktuell in einem gemeinsamen Thesenpapier der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sowie die Umweltverbände Naturschutzbund Deutschland (NABU) und World Wide Fund For Nature (WWF) aus. Solche technischen Lösungen sollten – ergänzend zur Stärkung intakter Ökosysteme als natürliche Kohlenstoffsenken – auch in Deutschland zum Einsatz kommen.

     

    „Als Geologe begrüße ich die gemeinsame Position der Verbände zu den CCS-Technologien. Ich halte ihre Umsetzung für sinnvoll und machbar“, sagt Professor Christoph Hilgers vom Institut für Angewandte Geowissenschaften (AGW) des KIT. „Es gibt viele industrielle Prozesse, bei denen es sich nicht vermeiden lässt, dass CO2 entsteht – wie etwa bei der Zementherstellung. Das CO2 kann durch technische Verfahren abgetrennt und über eine Transportinfrastruktur in den Untergrund eingebracht werden. Dort kann es dauerhaft gespeichert werden.“ Die technische Machbarkeit sei schon in den 1970er-Jahren in den USA erfolgreich demonstriert worden. In Norwegen sei CCS bereits im praktischen Einsatz, dort werde jährlich ungefähr eine Million Tonnen CO2 in den Untergrund verbracht.

     

    In Deutschland hingegen gelte nach wie vor ein faktisches Verbot der Technologie. „Wissenschaftlich ist das Moratorium nicht gut begründet“, argumentiert Hilgers. „Wir verfügen in Deutschland prinzipiell über große Gesteinsvolumina, in denen das Speichern von CO2 langfristig möglich ist. Dabei wird das CO2 durch Druck verflüssigt und ab etwa einem Kilometer Tiefe gespeichert. Dort verhält es sich dann wie eine Flüssigkeit und neigt dazu, im Untergrund zu bleiben. Wo CCS sicher möglich ist, hat die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe bereits Anfang des Jahrtausends umfassend untersucht.“

     

    Natürlich müsse man mögliche Risiken im Auge behalten, betont Hilgers, zum Beispiel, dass CO2 durch alte Bohrlöcher wieder an die Oberfläche gelangen könne oder dass bei bestimmten geologischen Konstellationen CO2 durch Überdruck im Untergrund auch natürlich entweichen könne. „Diese Möglichkeit muss vor der Freigabe einer Lagerstätte selbstverständlich umfassend untersucht werden. Dann halte ich das Risiko für überschaubar und begrenzt. Nach Abwägung der Chancen und Risiken halte ich CCS insgesamt für unverzichtbar, um unsere Klimaziele zu erreichen.“

     

     

    Das gemeinsame Thesenpapier von BDI, DGB, NABU und WWF finden Sie hier.

     

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