Ingrid Ott: Jahresgutachten Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) – im Wettbewerb vor allem mit China und den USA muss Deutschland digitale Kompetenzen stärken und KI-Forschung vorantreiben

  • Datum: 28.02.2018
  • Sehr geehrte Damen und Herren,

    Deutschland sei in einer guten Ausgangsposition, was die Forschung an autonomen Systemen und künstlicher Intelligenz (KI) angehe, stellt die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) in ihrem Jahresgutachten fest, das heute in Berlin der Bundeskanzlerin übergeben wurde. Aber: Von der Entwicklung autonomer Fahrzeuge abgesehen, drohe die Bundesrepublik auf diesem wichtigen forschungs- und industriepolitischen Feld abgehängt zu werden, warnen die Gutachter. „Internationale Wettbewerber sind dynamischer“, sagt Professorin Ingrid Ott, Lehrstuhlinhaberin für Wirtschaftspolitik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Mitglied der EFI.

     

    Professorin Ingrid Ott (Foto: KIT)
     

    „Deutschland ist heute bei der Grundlagenforschung im Bereich KI gut aufgestellt“, meint Ott. Hinsichtlich der Publikationen und Patente gebe Deutschland im internationalen Vergleich allerdings ein gemischtes Bild ab. „Hier punktet Deutschland nur beim Autonomen Fahren und bei Systemen für Umgebungen, in denen Menschen wegen Gefahren oder extremen Bedingungen nicht arbeiten können“, so die Expertin. Bei der Anzahl wissenschaftlicher Publikationen sei Deutschland im Feld der industriellen Produktion stark – nicht aber bei den Spitzenpublikationen dazu. China hingegen habe nicht nur auf allen Anwendungsgebieten autonomer Systeme mehr Publikationen als Deutschland, sondern auch mehr Spitzenpublikationen. Einzige Ausnahme: Autonomes Fahren.

     

    Hier müsse die Politik gegensteuern: „Wir fordern die Entwicklung einer nationalen KI-Strategie, um die wissenschaftliche und technologische Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu stärken.“ Eine solche Zukunftsplanung sollte in eine europäische Strategie eingebettet werden, da Deutschland allein mit den ehrgeizigen Plänen von Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus den USA und China nicht wird Schritt halten können. „Gemeinsam können die europäischen Akteure hingegen ein wissenschaftliches und ökonomisches Gegengewicht aufbauen“, ist Ott überzeugt.

     

    Auch beim Datenaustausch müsse Europa enger zusammenrücken: Das Expertengremium unterstützt die Idee der Europäischen Kommission, einen europäischen Daten-Binnenmarkt zu schaffen. „Bei der Umsetzung sollte die Bundesregierung aktiv unterstützen“, regt Ott an. Denn: „Digitale Produkte und Dienste entstehen in allen Wirtschaftsbereichen und über Grenzen hinweg.“ Wenn daraus breites Wachstum und Beschäftigung entstehen sollen, müsse verbindlich und transparent geregelt sein, wem welche Daten zur Verfügung stünden. Datenmonopole gelte es zu verhindern, da sie zu Wettbewerbsverzerrungen führen könnten. Der Datenfluss dürfe außerdem nicht an Landesgrenzen halt machen, schließlich sollten zum Beispiel Autonome Fahrzeuge sich eines Tages in Riga, Lissabon und Paris gleichermaßen zurechtfinden.

     

    Auch auf nationaler Ebene bestehe noch Handlungsbedarf: „Die Hochschulen müssen digitale Kompetenzen flächendeckend in ihre Lehrpläne aufnehmen“, fordert Ott. Dabei gehe es nicht nur um die Befähigung zur Entwicklung von Software oder Algorithmen. „Darüber hinaus braucht es Kompetenzen für die Aufbereitung und die Analyse von Daten.“ Das gelte für alle Fächer.

     

    Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) mit Sitz in Berlin leistet seit mehr als zehn Jahren wissenschaftliche Politikberatung für die Bundesregierung und legt regelmäßig Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands vor. Wesentliche Aufgabe der EFI ist es dabei, die Stärken und Schwächen des deutschen Innovationssystems im internationalen und zeitlichen Vergleich zu analysieren und die Perspektiven des Forschungs- und Innovationsstandorts Deutschland zu bewerten. Auf dieser Basis entwickelt die EFI Vorschläge für die nationale Forschungs- und Innovationspolitik.

     

    Für weitere Informationen stellt der Presseservice des KIT gern den Kontakt zu Ingrid Ott her. Bitte wenden Sie sich an Felix Mescoli, Tel. 0721 608 48120, felix.mescoli@kit.edu oder an das Sekretariat, Tel. 0721- 608 47414, E-Mail: presse@kit.edu.

    Informationen zur Forschung von Ingrid Ott bietet das Portal „KIT-Experten“: https://www.sek.kit.edu/kit_experten_ott.php

     

    Freundliche Grüße

     

    Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

    Strategische Entwicklung und Kommunikation (SEK)

    Gesamtkommunikation

     

     

    Monika Landgraf

    Leiterin Gesamtkommunikation

    Pressesprecherin

     

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