UN-Klimakonferenz Paris 2015

  • Datum: 18.11.2015
  • Sehr geehrte Damen und Herren,

    auf zwei Grad Celsius wollen die großen Wirtschaftsnationen die durch den Menschen verursachte Erderwärmung begrenzen, gemessen am Niveau vor Beginn der Industrialisierung. Das haben die Staats- und Regierungschefs gerade noch einmal beim G20-Treffen erklärt. Noch fehlt allerdings ein weltweites Klimaschutzabkommen, das in Nachfolge des Kyoto-Protokolls vor allem die schnelle und deutliche Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgasen verbindlich regelt. Um genau dieses geht es ab 30. November bei der UN-Klimakonferenz in Paris.

     

    "Nur wenn es uns gelingt, sichere und nachhaltige Strukturen für die Energieversorgung zu entwickeln und umzusetzen, lassen sich die weltweiten Klimaschutzziele erreichen“, sagt der Präsident des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), Professor Holger Hanselka. „Fossile Energieträger verursachen mehr als die Hälfte der globalen Kohlendioxid-Emissionen. Daher erforschen wir am KIT den Klimawandel inklusive der Anpassungsstrategien und arbeiten mit Hochdruck an Lösungen für die künftige Energieversorgung und eine nachhaltige Mobilität. Diese Technologien reduzieren den Ausstoß von Treibhausgasen oder verzichten ganz auf fossile Energieträger. Mit Blick auf die Energiewende brauchen wir außerdem leistungsfähige Energiespeicher für die „Erneuerbaren“, damit diese weltweit in großem Maßstab zum Einsatz kommen können. Wir arbeiten darüber hinaus an intelligenten Verteilsystemen – auch das brauchen wir, um international dem Ziel einer klimaneutralen Energieversorgung ein Stück näher zu kommen“, so Hanselka weiter. „Uns muss klar sein, dass alle Lösungsansätze immer das Gesamtsystem betrachten müssen. Daher verknüpfen wir am KIT unsere Forschung im Bereich Energie, Mobilität und Information, um hier tragfähige Lösungen im Dienste der Gesellschaft zu entwickeln.“

     

    Hintergründe, Projekte, Technologien rund um die Themen Klima und Energie finden Sie in unserer digitalen Pressemappe zur UN-Klimakonferenz:
    www.sek.kit.edu/un-klimakonferenz2015.php

     

    Die Themen im Überblick

     

    Hintergrund: Fragen und Antworten zur UN-Klimakonferenz
     

    Den Wandel verstehen – Klimaforschung am KIT

    Klimawandel in den Alpen, Naturgefahren: Risiken im Wandel, Regionale Modelle für die Anpassung an den Klimawandel, CO2-Emissionen europäischer Hauptstädte, Aeorosole, Wolken, Wetter – und Climate Engineering?, Einfluss von Ozon auf die globale Erwärmung
     

    Technologien für die Wende – Energieforschung am KIT

    Energiewende und Klimawandel – Technologien zur Verminderung des CO2-Austoßes, bioliq® – Hochwertige Kraftstoffe aus Biomasse, Celitement® - „Grüner“ Zement, EnOB – Energieoptimiert Bauen, Energiewende – eine gesellschaftliche Herausforderung

     

    Hintergrund: Fragen und Antworten zur UN-Klimakonferenz
     

    COP21 – eine Klimakonferenz mit weit reichender Bedeutung?

    „Viele Regierungen und Bürger verfolgen ein internationales Klimaschutzabkommen als wichtiges Millennium-Ziel. Die Pariser Konferenz folgt einer Reihe ergebnisloser Konferenzen. Im Vorfeld sind einerseits die Erwartungen gedämpft, zugleich aber die diplomatischen Bemühungen verstärkt worden“, sagt Karl-Friedrich Ziegahn, Leiter des Bereichs Natürliche und gebaute Umwelt am KIT. So habe sich Gastgeber Frankreich engagiert, wichtige Staaten wie China, Indien und USA für freiwillige, aber verbindliche Emissionsminderungsziele zu gewinnen. Wesentlich sei aber auch die Frage der Finanzierung. „Die klimapolitischen Maßnahmen werden große Investitionen erfordern. Ohne eine klare Finanzierungsperspektive für Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen wird es kein bedeutungsvolles Abkommen sein.“ Als Herausforderung sieht Ziegahn auch den gesellschaftlichen Wandel hin zu einem post-fossilen Szenario: „Neue Technologien werden sich auf Verhaltens- und Konsummuster auswirken. In der Forschung müssen wir mehr und mehr den integrativen, ganzheitlichen Ansatz verfolgen, der natur- und ingenieurwissenschaftliche mit sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Erkenntnissen zusammenführt. Beispiel dafür ist die Forschung für die Zukunftsstadt, in der das KIT nahezu alle Disziplinen verknüpft. Eine nachhaltige, also sozial, ökologisch und ökonomisch gleichermaßen auf Dauer durchhaltbare Stadtentwicklung wird durch verbindliche Klimaschutzziele entscheidend geprägt.“


    Worum geht es in Paris? – „Acht Fragen an das Süddeutsche Klimabüro“

    Ziel der UN-Klimakonferenz ist ein weltweites Abkommen zur Verminderung des Treibhausgasausstoßes, vor allem von Kohlendioxid (CO2). „Das Schwierige dabei ist, dass die momentan in der Atmosphäre vorhandenen Treibhausgase eine Folge der Emissionen von mehr als 100 Jahren sind. Gleichzeitig ist die Treibhausgasmenge so hoch, dass eine Reduktion des Ausstoßes unmittelbar stattfinden müsste“, sagt Hans Schipper, Leiter des Süddeutschen Klimabüros am KIT. „Dabei spielen die Länder, die derzeit am meisten CO2 ausstoßen, eine zentrale Rolle. Allerdings sind das nicht mehr die großen Industrieländer der vergangenen Jahrzehnte, sondern Nationen mit sehr hohem Wirtschaftswachstum wie zum Beispiel China. Eine der großen Herausforderungen wird es deshalb sein, die Folgen der ‚Altlasten‘ sowie die aktuellen Emissionen mit den – auch wirtschaftlichen – Zielen der einzelnen Länder in Einklang zu bringen.“

    Warum wir ein weltweites Klimaschutzabkommen brauchen, worum es in Paris noch geht, woran wir den Klimawandel auch in Deutschland spüren: Diese und weitere Fragen beantwortet Hans Schipper im Interview: www.sek.kit.edu/un-klimakonferenz2015.php

    Weitere Informationen:

    www.sek.kit.edu/kit_experten_schipper.php

    www.sueddeutsches-klimabuero.de

     

    Den Wandel verstehen – Klimaforschung am KIT


    Klimawandel – in den Alpen

    „In den deutschen Alpen ist der Klimawandel deutlich sichtbar: Die Gletscher gehen massiv zurück, in den nächsten 20 bis 30 Jahren werden die letzten Reste verschwunden sein“, sagt Harald Kunstmann vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Umweltforschung (IMK-IFU) des KIT. „Meist sind es plötzlich auftretende Ereignisse wie Hochwasser, die uns auf das Thema Klimawandel stoßen – wir brauchen aber auch ein stärkeres Bewusstsein für die weniger sichtbaren, schleichenden Prozesse.“ Im alpinen Bereich macht sich die Temperaturerhöhung im Vergleich zum globalen Mittel stärker bemerkbar, Vegetationszonen verschieben sich, auch in höheren Lagen gibt es längere Vegetationszeiten. „Gleichzeitig wird das Wetter variabler: Die Ausschläge zwischen sehr trockenen und sehr feuchten, sehr kalten und sehr warmen Jahren werden extremer“, so Kunstmann. Um allmähliche Veränderungen langfristig beurteilen zu können, setzen die Wissenschaftler auf Beobachtungsstationen mit komplexen Messgeräten, die über viele Jahre laufen, wie in der Helmholtz-Initiative TERENO, in der das KIT das Observatorium Bayerische Alpen/Voralpenland mitkoordiniert. Die Forschung des IMK-IFU reicht aber weit über Deutschland hinaus, etwa mit Projekten in West Afrika, im Nahen Osten und in China. „In Deutschland verfügen wir über die technischen und finanziellen Mittel, um selbst mit einem Jahrhunderthochwasser vergleichsweise gut umgehen zu können. In infrastrukturschwachen Ländern führt ein solches Ereignis schnell in eine humanitäre Katastrophe – das macht sie zu Hotspots für die Klimaforschung.“

    Weitere Informationen:

    www.imk-ifu.kit.edu


    Naturgefahren: Risiken im Wandel

    Hagelkörner mit einem Durchmesser bis zu zehn Zentimetern – extreme Wetterereignisse wie diese sorgen für große Aufmerksamkeit, nicht zuletzt weil sie enorme Schäden verursachen können. Aber nehmen diese Ereignisse tatsächlich zu? „Hagel tritt vergleichsweise selten und räumlich eng begrenzt auf, das macht direkte Messungen und statistische Analysen schwierig. Allerdings haben in den vergangenen Jahren Temperatur und Feuchtigkeit zugenommen und mit ihnen die Wahrscheinlichkeit für schwere Gewitter, bei denen Hagel auftritt“, sagt Michael Kunz, der am IMK-TRO die Arbeitsgruppe Atmosphärische Risiken leitet. Wie sich das Hagelpotenzial verändert untersucht die Gruppe auch mit Hilfe von regionalen Klimamodellen. Kunz, der auch der für das KIT zuständige Sprecher des Center for Disaster Management and Risk Reduction Technology, kurz CEDIM, ist, hat auch weitere Naturgefahren im Blick. „Unser Ziel ist es, natürliche und strukturelle Risiken besser zu verstehen, um sie früher zu erkennen und besser bewältigen zu können“, sagt er. Unter anderem haben die CEDIM-Forscher Risiken für Hochwasser, Erdbeben und Sturm in Deutschland ermittelt und quantitativ verglichen. Mit dem CEDIM Risk Explorer lässt sich für jede Gemeinde die Naturgefahr identifizieren, welche die größten Schäden verursachen könnte.

    Weitere Informationen:

    www.sek.kit.edu/kit_experten_kunz.php

    CEDIM Risk Explorer:

    www.cedim.de/riskexplorer.php

    Hagel – das unterschätzte Risiko: Michael Kunz im Helmholtz-Podcast:

    www.helmholtz.de/artikel/das-unterschaetzte-risiko-3042


    Regionale Modelle für die Anpassung an den Klimawandel

    „Mit regionalen Klimamodellen in höchster Auflösung wollen wir zum Beispiel Aussagen zur Entwicklung der Häufigkeit und Intensität beispielsweise von Starkregenereignissen oder Winterstürmen treffen können“, sagt Christoph Kottmeier, der am KIT das Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Forschungsbereich Troposphäre (IMK-TRO) leitet. „Wir benötigen diese kleinräumigen Informationen auch, um Strategien zur Anpassung an den Klimawandel entwickeln zu können, die sich ebenfalls überwiegend auf lokale und regionale Gegebenheiten beziehen.“ Die Forscher verbinden Klimamodelle mit hydrologischen, biologischen und chemischen Modellen, um zu erforschen, wie sich Klimaänderungen auf Hochwasserrisiko und Wasserverfügbarkeit, Vegetation, Böden und Luftqualität auswirken. Aktuell untersuchen Kottmeier und sein Team mit der Anlage KITcube, die eine ganze Reihe Messinstrumente integriert, wie der Energieaustausch an der Erdoberfläche, turbulente Prozesse und die Wolken- und Regenentstehung genau ablaufen.

    Die Messanlage wird dazu in verschiedenen Regionen der Erde für jeweils einige Monate betrieben, zuletzt auf Korsika und in Israel, 2016 in Westafrika (Benin).

    Weitere Informationen:

    www.sek.kit.edu/kit_experten_kottmeier.php

    KITcube:

    www.imk-tro.kit.edu/4635.php


    CO2-Emissionen europäischer Hauptstädte

    Um die langfristige Entwicklung der Konzentrationen in der Atmosphäre vorhersagen und mögliche Strategien zur Minimierung der Klimafolgen bewerten zu können, ist es erforderlich, Treibhausgasquellen genau vermessen zu können. „Schwierig ist das, weil die Gase sehr lange in der Atmosphäre verweilen“, so Johannes Orphal und Frank Hase vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Spurengase und Fernerkundung (IMK-ASF). „Eine bestimmte Quelle, etwa eine Großstadt, bewirkt nur eine sehr kleine zusätzliche Erhöhung gegenüber der Konzentration, die sich bereits im Hintergrund angesammelt hat. Genau diese kleine Erhöhung gilt es zu messen.“ Die Klimaforscher des KIT haben dazu ein neues Verfahren entwickelt, das darauf basiert, die von den Treibhausgasen bewirkte Abschwächung der Sonnenstrahlung am Boden mit hochpräzisen tragbaren Fernerkundungsinstrumenten (Fourierspektrometern) zu vermessen. Auf diese Weise können sie nicht nur die erhöhten Werte in der Abluftfahne der Stadt, sondern auch die Hintergrundkonzentration bestimmen. Aus der Differenz ergeben sich die tatsächlichen Emissionsstärken von Kohlendioxid und Methan mit hoher Genauigkeit. Dieses Verfahren haben die Wissenschaftler zusammen mit französischen Partnern in diesem Jahr in Paris angewandt, derzeit läuft die Auswertung der Daten. Die Messmethode eignet sich nicht nur für Großstädte, sondern auch für weitere lokalisierte Quellen, beispielsweise Erdgasfelder.

    Weitere Informationen:

    www.kit.edu/kit/pi_2014_15336.php


    Aeorosole, Wolken, Wetter – und Climate Engineering?

    Von scheinbar leicht und strahlend weiß bis bedrohlich in Grau-Schwarz: Wolken gibt es in den unterschiedlichsten Erscheinungsformen. Die Größe und Form der Wolken wirken sich auch auf den Strahlungshaushalt der Erde aus. Als Kondensationskeime für die Bildung von Wassertropfen in den Wolken dienen Aerosole, kleinste Schwebeteilchen aus natürlichen und vom Menschen verursachten Quellen. In der Regel gefrieren diese Tropfen bei etwa minus 35 Grad Celsius. „Nur ein sehr kleiner Anteil der Partikel, etwa Staubteilchen, lassen die Wassertröpfchen bereits bei knapp unterhalb null Grad Celsius gefrieren. Das Entstehen dieser Eiskeime ist sehr häufig für die Bildung von Niederschlag verantwortlich. Damit ist dieser Prozess wesentlich für die bessere Vorhersage der räumlichen und zeitlichen Verteilung von Niederschlägen“, sagt Thomas Leisner, Leiter des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung – Bereich Atmosphärische Aerosolforschung (IMK-AAF). Er und sein Team untersuchen, welche Aerosolpartikel wie stark als „Anlaufstelle“ für die Bildung von Eispartikeln dienen.

    Die hohe Klimawirksamkeit von Wolken führt auch immer wieder zu Vorschlägen, sie künstlich für eine Klima- oder Niederschlagskontrolle zu beeinflussen – man spricht dabei von Geoengineering. Leisner sieht hier eher die Risiken als die Chancen: „Unerwünschte Nebeneffekte solcher Maßnahmen könnten weder bewiesen noch abgestritten werden. Dies könnte zur Intensivierung politischer Konflikte führen“. Dennoch plädiert er für eine Erforschung der Potenziale und Risiken dieser Methoden: „Wenn, beispielsweise nach klimabezogenen Extremereignissen, der öffentliche Ruf nach Maßnahmen zur Klimabeeinflussung laut wird, sollten wir als Forscher mit fundierten Analysen vorbereitet sein“.


    Einfluss von Ozon auf die globale Erwärmung

    Peter Braesicke ist Spezialist für die Wechselwirkung zwischen Luftzusammensetzung und Zirkulation der Atmosphäre. Zum Beispiel haben er und Kollegen der Universität Cambridge ein Defizit gängiger Klima-Modelle bezüglich des Ozons in der Stratosphäre, also dem Teil der Atmosphäre zwischen etwa zehn und 50 Kilometern Höhe, erforscht. Hierzu betrachteten sie eine gängige Methode zum Test von Klimamodellen: die „abrupte vierfach Kohlendioxid-Methode“. Dabei wird von den klimatischen Bedingungen der vorindustriellen Zeit ausgegangen und die Auswirkung einer vervierfachten Kohlendioxid-Konzentration auf das Klima berechnet. In diese Methode bezogen die Forscher nun auch Wechselwirkungen zwischen Ozon und Luftzirkulation in der Atmosphäre mit ein. Verglichen mit den Ergebnissen gängiger Modelle, wiesen sie nach 75 Jahren signifikante Unterschiede in der Erdoberflächentemperatur von einem Grad Celsius nach. Dies entspricht etwa 20 Prozent der Änderung der simulierten Erdoberflächentemperatur und belegt die wichtige Rolle des Ozons beim Klimawandel.

    Weitere Informationen:

    www.imk-asf.kit.edu/IAS.php

     

    Technologien für die Wende – Energieforschung am KIT


    Energiewende und Klimawandel – Technologien zur Verminderung des CO2-Ausstoßes

    „Die Energiewende in Deutschland hat in den kommenden zehn Jahren zunächst das Ziel, Kraftwerke ohne CO2-Emissionen, nämlich Kernkraftwerke, durch CO2-emissionsfreie Technologien für erneuerbare Energien zu ersetzen“, sagt der Sprecher des Zentrums Energie am KIT, Thomas Schulenberg. „Zur Einsparung von CO2-Emissionen tragen auch Kohlekraftwerke mit deutlich höherem Wirkungsgrad, Einsparungen im Stromverbrauch und eine Verbesserung der Wärmeisolierung von Gebäuden bei. Dazu sind erhebliche Investitionen erforderlich. Spätestens in zehn Jahren werden Stromspeicher benötigt, also etwa preisgünstige Batteriesysteme für Photovoltaikanlagen, und das Stromnetz benötigt verlustarme Hochspannungs-Gleichstromleitungen um Windstrom aus Nord- und Ostsee nach Süddeutschland zu transportieren.“

    An entsprechenden Technologien arbeiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des KIT. Das Spektrum reicht dabei unter anderem von Flüssigmetalltechnologien für die Solarthermie über Busse mit Brennstoffzellen und Wasserstoffantrieb bis zu neuen Batteriesystemen für Fahrzeuge und stationäre Anwendungen; von innovativen organischen Solarzellen über Kraftstoffe aus Restbiomasse und neuartige Baumaterialien bis zu Versuchen zur CO2-Speicherung.

    Weitere Informationen zum KIT-Zentrum Energie:

    www.energie.kit.edu/index.php


    bioliq® – Hochwertige Kraftstoffe aus Restbiomasse

    Deutliche CO2-Einsparungen können Biokraftstoffe der zweiten Generation erreichen. Das am KIT entwickelte bioliq®-Verfahren macht es möglich, umweltfreundliche und motorenverträgliche Kraftstoffe aus biogenen Reststoffen wie Stroh zu gewinnen. „Da wir mit Stroh oder Restholz Ausgangsstoffe verwenden, die in der Land- und Forstwirtschaft ohnehin anfallen, benötigen wir keine zusätzlichen Anbauflächen, stehen also nicht in Konkurrenz zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion“, sagt der Sprecher des bioliq®-Projekts Jörg Sauer. Über insgesamt vier Verfahrensstufen wird die trockene Restbiomasse zunächst in einen flüssigen, transportablen Brennstoff, dann in Synthesegas und schließlich in synthetische Kraftstoffe umgewandelt. Im vergangenen Jahr lief die Anlage zum ersten Mal erfolgreich über die gesamte Prozesskette. Nun geht es darum, die Verfahrensschritte weiter zu verbessern. Die bioliq®-Pilot-Anlage ist so konzipiert, dass die Erkenntnisse aus der Pilotanlage direkt in die Auslegung einer technischen Anlage einfließen können. Ziel der begleitenden Forschung ist es, Verfahren zu neuen Kraftstoffe und Kraftstoff-Komponenten zu entwickeln, die dabei helfen, die Energieeffizienz und die Emissionen von Verbrennungsmotoren zu verbessern. Grundsätzlich lassen sich nach dem bioliq®-Konzept auch Kraftstoffe für Dieselmotoren und Flugzeuge herstellen.

    Weitere Informationen:

    www.kit.edu/kit/pi_2014_15980.php

    www.bioliq.de


    Energieoptimiertes Bauen

    Noch beanspruchen Gebäude mehr als 40 Prozent der in Deutschland verbrauchten Primärenergie – das Haus der Zukunft soll ressourcenschonend und weitgehend klimaneutral sein, und dies bei hohem Nutzerkomfort. Wie das gelingen kann, untersuchen Andreas Wagner und Thomas Lützkendorf zusammen mit Kollegen zweier weiterer Universitäten und des Fraunhofer ISE im Programm „EnOB – Forschung für Energieoptimiertes Bauen“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Schwerpunkt ist das Gesamtenergiekonzept von Gebäuden. So erhebt Wagner etwa den Energieaufwand für Heizen und Kühlen, Lüften und Beleuchten sowie Kennzahlen für die Performance technischer Systeme in Bürogebäuden. Solche Auswertungen münden in wissenschaftlich abgesicherte Planungsempfehlungen. „Ein kluger Entwurf und ein integriertes Energiekonzept sind entscheidend für hohe Energieeffizienz. Ein Beispiel ist das passive Kühlen unter Ausnutzung natürlicher Wärmesenken wie Außenluft oder Erdreich“, sagt Wagner. Allerdings sei Energieeffizienz allein kein Indikator für die Zufriedenheit der Nutzer. Deshalb beschäftigt sich der Klima-Ingenieur auch mit Aspekten wie thermischer Behaglichkeit, Beleuchtung, Raumakustik und Luftqualität. Thomas Lützkendorf untersucht unter anderem, wie sich energieeffizientes Bauen im Lebenszyklus eines Gebäudes ökonomisch auswirkt: von den Herstellungskosten über die Betriebskosten für Energie und Wartung bis hin zu Aufwendungen für den Rückbau und das Recyceln der Baumaterialien. „Wir entwickeln Methoden, um die Lebenszykluskosten früh abschätzen zu können“, sagt Lützkendorf. Ein Ziel ist es, Planern künftig Hilfsmittel für die Bewertung und Auswahl von Planungsvarianten aus ökonomischer Sicht an die Hand zu geben. Diese werden ergänzt durch die Ergebnisse einer Ökobilanzierung zur Beurteilung der ökologischen Vorteilhaftigkeit.


    Celitement® – „grüner“ Zement

    Mehr als zweieinhalb Milliarden Tonnen CO2 stoßen Zementwerke pro Jahr aus – drei bis viermal so viel wie der globale Flugverkehr und rund sechs Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Bis zu 50 Prozent weniger CO2 entstehen bei der Produktion des neuartigen hydraulischen Bindemittels Celitement®, das Chemiker des KIT entwickelt haben. „Durch sehr viel niedrigere Temperaturen bei der Herstellung – etwa 200 Grad Celsius statt der für konventionellen Zementklinker benötigten 1450 Grad Celsius – können wir zudem den Energiebedarf halbieren. Außerdem benötigen wir ein Drittel weniger Kalk, sodass Stoff- und Energiebilanz deutlich günstiger sind als bei Produktion herkömmlichen Zements“, erläutert Peter Stemmermann, einer der Erfinder und Gründer der Celitement GmbH, die das Verfahren derzeit in einer Pilotanlage am KIT weiterentwickelt und den „grünen“ Zement unter anderem für verschiedene Anwendungen in der Baustoffindustrie testet. Künftig soll Celitement® zunächst in besonderen Anwendungen, später in größerem Maßstab Portlandzement ersetzen.

    Weitere Informationen:

    www.sek.kit.edu/kit_experten_stemmermann.php

    www.celitement.de

     

    Energiewende – auch eine gesellschaftliche Herausforderung

    Für die künftige Energieversorgung spielen neue Technologien eine wesentliche Rolle. Der Systemwandel zieht aber auch Entwicklungen nach sich, die über die rein technischen Innovationen weit hinausgehen. „Durch die Energiewende verändert sich zum Beispiel der Bedarf an bestimmten Rohstoffen, was zu neuen Konkurrenzbeziehungen führen wird. So benötigen wir für die Herstellung von Windkraftanlagen oder auch für bestimmte Batterien etwa Seltene Erden wie Neodym. Dagegen werden in thermischen Großkraftwerken eingesetzte Stähle volumenmäßig weniger wichtig“, sagt Witold-Roger Poganietz, Leiter des Forschungsbereichs Energie am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse des KIT. „Es ändern sich also die Materialflüsse – mit Konsequenzen für die Wirtschaftsverflechtungen weltweit, aber auch für den heimischen Arbeitsmarkt und letztlich für die Qualifikation der Arbeitnehmer.“ Konfliktpotenzial berge aber auch die Nutzung der Ressource Land, wie die „Teller-Tank-Diskussion“ um den Anbau von Nahrungsmitteln auf der einen Seite und Pflanzen für Biokraftstoffe der ersten Generation auf der anderen zu Beginn des Jahrtausends gezeigt habe. „Wenn sich solche Konflikte nicht gesellschaftlich verträglich lösen lassen, können unter Umständen bestimmte Technologien nicht genutzt werden, weil die Gesellschaft sie schlicht ablehnt“, so Poganietz. Wie der gesellschaftlich optimale Technologiemix aussieht, lasse sich indes nicht klar sagen. „Ein Grund: ‚Die‘ Gesellschaft gibt es nicht. Die Individualisierung nimmt zu, der Staat wird weniger als neutrale Instanz denn als Vertreter der eigenen Interessen gesehen. So wird es immer schwieriger, mehrheitsfähige Lösungen zu finden.“ Aufgabe für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse sei es, Konfliktsituationen aus einer systemischen Perspektive zu identifizieren – das heißt nicht nur aus der wirtschaftlichen, sondern auch aus unterschiedlichen zivilgesellschaftlichen Blickwinkeln – und mögliche Strategien zum Überwinden von Konfliktsituationen zu entwickeln.

    Für weitere Informationen stellt die Abteilung Presse gern den Kontakt zu den Experten her. Bitte wenden Sie sich an Margarete Lehné, Tel. 0721 608-48121, margarete.lehne@kit.edu oder an das Sekretariat der Abteilung Presse, Tel. 0721 608-47414, E-Mail an presse@kit.edu.

     

    Hintergründe, Projekte, Technologien rund um die Themen Klima und Energie finden Sie in unserer digitalen Pressemappe zur UN-Klimakonferenz:

    www.sek.kit.edu/un-klimakonferenz2015.php

     

    Freundliche Grüße

    Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Presse, Kommunikation und Marketing

    Monika Landgraf
    Pressesprecherin, Leiterin Presse

    Kaiserstraße 12
    76131 Karlsruhe
    Telefon: +49 721 608-47414
    Fax: +49 721 608-43658
    E-Mail: presse@kit.edu
    www.kit.edu

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