Forschungsbild ArnethMarkus Breig, KIT

Ökosysteme – Prof. Almut Arneth

  • Die Klimaerwärmung trägt zum Artenschwund bei und die Landnutzung beeinflusst das Klima. Wie Atmosphäre und Biosphäre wechselseitig aufeinander wirken, untersucht die Professorin am Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Umweltforschung (IMK-IFU).

Wir müssen Klima und Biodiversität zusammen betrachten

Portraet Arneth Gabi Zachmann, KIT

Gletscher schmelzen, Meeresspiegel steigen, Extremwetterereignisse, Dürren und Überschwemmungen treten häufiger auf – die Folgen der globalen Erwärmung zeigen sich immer deutlicher. Zugleich schreitet der Verlust von Tier- und Pflanzenarten weltweit voran. Klimaerwärmung und Biodiversitätsverlust werden dabei immer noch oft getrennt voneinander betrachtet, Maßnahmen gegen beide Herausforderungen isoliert diskutiert. „Klima und Biodiversität funktionieren nur zusammen“, fordert Almut Arneth ein Umdenken. Die Ökosystemforscherin leitet am Campus Alpin des KIT in Garmisch-Partenkirchen die Arbeitsgruppe „Modellierungen Globaler Landökosysteme“. Ihre Arbeit fokussiert die Prozesse in terrestrischen Ökosystemen unter dem Einfluss globaler Umweltveränderungen und die Interaktionen zwischen Land und Klima. „Artenreiche Ökosysteme tragen wesentlich zur Minderung der Klimaerwärmung bei und sichern die Lebensgrundlagen des Menschen wie die Verfügbarkeit von Nahrung und Trinkwasser“, erklärt Arneth. „Daher müssen Maßnahmen zum Schutz des Klimas und der Biodiversität sowie für soziale Gerechtigkeit aufeinander abgestimmt sein.“

Mit ihrer Arbeitsgruppe erstellt die Forscherin Simulationen zu Ökosystemen, die bis ins Jahr 2100 reichen. Trotz der enthaltenen Unsicherheiten, etwa zur Größe der Weltbevölkerung oder zur Nutzung von Flächen, ist es sinnvoll, so weit in die Zukunft zu modellieren, weil die relevanten Prozesse in der Atmosphäre und der Biosphäre sich über Jahrzehnte erstrecken. „Menschliche Aktivitäten haben bereits rund 75 Prozent der Landoberfläche der Erde mehr oder minder stark verändert“, berichtet Arneth. „Heute bedrohen Landübernutzung und Zerstörung von Lebensräumen die Biodiversität stärker denn je, was der Klimawandel noch verschärft. Die Erwärmung reduziert die Speicherkapazitäten von Organismen und Böden für Kohlenstoff, was wiederum die Klimakrise verschlimmert.“

Um der Klimakrise und der Biodiversitätskrise zu begegnen, schlägt die Ökosystemforscherin ein Paket von Aktionen vor: Reduktion von Emissionen, Schutz- und Renaturierungsmaßnahmen sowie ein intelligentes Management von Nutzflächen, das Ressourcen schont und die Lebensmittelversorgung sichert. „Durch den Schutz von Land-, Süßwasser- und Meereslebensräumen erhalten wir nicht nur lebenswichtige Biodiversität, sondern profitieren auch von der Fähigkeit der Natur, Kohlenstoff zu binden“, erläutert Arneth. „Allerdings ist unsere Anpassungsfähigkeit an die Klimaerwärmung begrenzt. Daher müssten wir eigentlich möglichst nahe am 1,5-Grad-Ziel bleiben, auch wenn das inzwischen doch in weite Ferne rückt.“

Almut Arneth hat für ihre Arbeit den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2022 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erhalten, den bedeutendsten Forschungspreis in Deutschland. Sie war Mitautorin des Sonderberichts „Folgen, Anpassung und Verwundbarkeit“ des Weltklimarats (IPCC), wirkte im Weltbiodiversitätsrat (IPBES) mit und gehört zu den meistzitierten Forschenden der Welt. (or)

Expertinnenmails mit Prof. Almut Arneth:

Der Presseservice des KIT stellt gerne den Kontakt zwischen den Medien und Prof. Arneth her.

 

Fotonachweis:
Foto Graslandschaften als Refugien für Arten: Markus Breig, KIT
Porträt Prof. Almut Arneth, IMK-IFU: Gabi Zachmann, KIT