VerkehrsstituationLydia Albrecht, KIT

Mobilitätsverhalten - Dr. Bastian Chlond

  • Der Ingenieur forscht am Institut für Verkehrswesen (IfV) unter anderem im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums zum Mobilitätsverhalten. Seit über 25 Jahren präsentiert er mit den Ergebnissen des Deutschen Mobilitätspanels (MOP) alljährlich eine Art Wasserstandsmeldung zum Mobilitätsverhalten der Deutschen. 

Verkehr: Trends und Potenziale

Manuel Balzer, KIT

Das besondere Augenmerk des Verkehrsforschers gilt dem Aufspüren von Trends oder Entwicklungen, die Einfluss auf die Nutzung aber auch Gestaltung unseres Verkehrssystems haben. Zu den wichtigen Tendenzen gehört die zunehmende Fahrradnutzung, aber insbesondere auch das „multimodale“ Verhalten, bei dem unterschiedliche Verkehrsmittel je nach Ziel und Zweck zeit- und ressourcensparend genutzt werden. Das heißt, dass multimodale Verkehrsteilnehmende im Alltag idealerweise das Fahrrad oder auch öffentliche Verkehrsmittel nutzen, in den Fällen, in denen sie ein Auto benötigen, dann Car-Sharing-Angebote wahrnehmen.

Das Fahrradfahren hat hierzulande ein grundsätzlich gutes Image“, sagt Bastian Chlond. „Radfahren gilt als gesund, umweltverträglich, ressourcen- und geldbeutelschonend sowie platzsparend.“ Warum wird dann nicht mehr Rad gefahren? Nur ein kleinerer Anteil aller Ortsveränderungen von Menschen würde mit dem Fahrrad bewältigt – dagegen deutlich mehr als die Hälfte mit dem Auto, so der Wissenschaftler. „Fahrradfahrende sind eben sensibel“, sagt Chlond. Herrscht schlechtes Wetter oder ist die Infrastruktur nicht optimal, bleibt der Drahtesel im Stall. Umgekehrt können dann schon kleine Verbesserungen erhebliche Wirkung entfalten. „Da 60 Prozent der Radfahrenden ‚auch Autofahrende‘ sind, wissen sie um die Vorteile der jeweiligen Verkehrsmittel.“

Damit das Fahrrad aber den Vorzug erhält, müssen folgende Kriterien erfüllt sein: „Mit dem Rad muss es bequemer, sicherer und schneller gehen als mit anderen Verkehrsmitteln“, so der Verkehrsforscher. Vorwiegend genutzt werde das Rad für Strecken zwischen einem und fünf Kilometern besonders in den Städten. Gerade hier könnten Kommunen durch spezielle Infrastrukturangebote zusätzliche Anreize für den Umstieg aufs Rad schaffen. Chlond denkt dabei nicht nur an ein gut ausgebautes Radwegenetz, sondern zum Beispiel an abschließbare, überdachte Fahrradboxen im öffentlichen Raum. Heute müssten vor allem in Altbauten in Ermangelung geeigneter Abstellmöglichkeiten Fahrräder umständlich aus dem Keller geholt oder gar aus den Wohnungen heruntergetragen werden. In Chlonds Augen eine unnötige und hohe Hürde für deren regelmäßige Benutzung, die leicht und relativ preiswert zu beseitigen wäre.

Dabei könne das Fahrrad in den Städten nicht nur Verkehrs- und Parkplatzprobleme lösen, sondern auch die Luftqualität steigern „Das Fahrrad macht weniger Lärm, verursacht keine Staus und könnte auch massiv zur Luftreinheit in besonders kritischen Bereichen beitragen“, ist Chlond überzeugt. Als Allheilmittel gegen die globale CO2-Belastung tauge es wegen der geringeren Entfernung der gefahrenen Strecken indes weniger, könnte aber dennoch dazu einen wesentlichen Beitrag leisten, da der Anteil an kurzen Strecken im Alltag doch sehr groß ist. (mex)

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Fotonachweise:
Foto Straßenbahn: Lydia Albrecht, KIT
Porträt Dr. Bastian Chlond, IfV: Manuel Balzer, KIT