Stefan Scherer: 50 Jahre Tatort – fortlaufender Gesellschaftsroman der Bundesrepublik
- Datum: 24.11.2020
-
Sehr geehrte Damen und Herren,
für den Mord zum Sonntag zieht er regelmäßig Millionen von Zuschauern vor die Bildschirme: Der „Tatort“ ist die älteste und eine der beliebtesten Krimireihen im deutschen Fernsehen. Am 29. November 2020 feiert er seinen 50. Geburtstag. Das Erfolgsrezept: „Der Tatort funktioniert wie ein fortlaufender Gesellschaftsroman der Bundesrepublik seit November 1970. Mit mittlerweile 1 150 Folgen (Stand Dezember 2020) blickt er auf eine einzigartige Laufzeit zurück. Aber auch seine föderalistische Struktur macht ihn einzigartig: Jeder Sender der ARD steuert eine oder mehrere Serien bei, die oft auch regional geprägt sind“, sagt Stefan Scherer, Professor für Neuere Deutsche Literatur am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). „Indem man neue Serien, etwa mit dem Schauplatz Schwarzwald im SWR, einführt, werden immer wieder neue Konzepte erprobt und durchgespielt, in denen sich Mentalität und Lebensstil der jeweiligen Zeit und Region widerspiegeln.“
Scherer ist einer der führenden Tatort-Forscher Deutschlands. Gemeinsam mit Professorin Claudia Stockinger und Dr. Christian Hißnauer von der Humboldt-Universität Berlin hat er untersucht, wie die Reihe gesellschaftliche Entwicklungen und regionale Lebensverhältnisse abbildet. Das literaturwissenschaftliche Ermittlungsteam interessiert sich dabei unter anderem für statistische Kriterien wie Ermittlungszeit, Opferwahl und Rauminszenierung – rund 500 Folgen landeten auf ihrem „Seziertisch“. Ein Ergebnis: „Seit dem Tatort-Start in den 1970er-Jahren ist die Reihe deutlich vielfältiger geworden: Heute gleicht die Bildästhetik vieler Folgen der eines Spielfilms“, so Scherer. „Die Ermittlerinnen und Ermittler werden individueller, sie sind in ihr Milieu eingebunden und auch ihr Privatleben wird thematisiert. Immer stärker spielt der ‚Tatort‘ auch mit Filmgenres, so in der Serie des Hessischen Rundfunks mit dem Ermittler Murot.“
Weitere Informationen: https://www.sek.kit.edu/kit-experten_scherer.php
Aus der Forschung zum „Tatort“ sind zwei Bücher hervorgegangen:
Monografie Föderalismus in Serie: https://brill.com/view/title/51665
Sammelband Zwischen Serie und Werk. Fernseh- und Gesellschaftsgeschichte im „Tatort“: https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-2459-5/zwischen-serie-und-werk/Für weitere Informationen stellt der Presseservice des KIT gern Kontakt zum Experten her. Bitte wenden Sie sich an Margarete Lehné, Tel. 0721 608-41157, E-Mail: margarete.lehne@kit.edu oder an das Sekretariat, Tel. 0721 608-41105, E-Mail: presse@kit.edu.
Im Portal „KIT-Expertinnen und Experten“ finden Sie weitere Ansprechpersonen zu Highlights der Forschung des KIT und tagesaktuellen Themen: https://www.sek.kit.edu/kit-experten.php.
Freundliche Grüße
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Strategische Entwicklung und Kommunikation (SEK)
Monika Landgraf
Leiterin Gesamtkommunikation
PressesprecherinKaiserstraße 12
76131 Karlsruhe
Telefon: +49 721 608-41105
E-Mail: presse@kit.edu
www.kit.eduKIT – Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft