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Künstliche Intelligenz und Bewusstsein - Prof. Karsten Wendland

  • Können Computer ein Bewusstsein entwickeln? Der Leiter des Forschungsprojekts „Abklärung des Verdachts aufsteigenden Bewusstseins in der Künstlichen Intelligenz (KI-Bewusstsein)“, nähert sich der Antwort auf diese Frage im interdisziplinären Dialog.

Künstliche Intelligenz und Bewusstsein

Prof. Karsten Wendland, Foto: Uli Planz Uli Planz

Künstliche Intelligenz (KI) stattet Maschinen mit immer mehr Fähigkeiten aus: Durch maschinelles Training an einer Vielzahl von Daten und Feedbacks verbessern KI-Systeme die Lösungswege ihrer Aufgaben, die in Form von Algorithmen formuliert sind. Sie addieren schneller, identifizieren Muster aus für Menschen unüberschaubaren Datenmengen und errechnen auf dieser Basis zum Beispiel Wahrscheinlichkeiten, die für Therapieempfehlungen oder als automatisierte Entscheidungen über Kreditvergaben genutzt werden. „Smarte“ Geräte, digitale Assistenten und Superhirne wie `Alexa´, `Siri´ oder `Watson´ scheinen vermenschlicht, bereits durch ihre Namen, und auch wenn davon die Rede ist, dass sie sprechen, hören, wissen, verstehen oder helfen. Einige Beobachter, Fachleute und Akteure der KI-Community gehen davon aus, die rasante Entwicklung der KI könne zu einer eigenständigen, bewussten Superintelligenz führen, wissenschaftlich fundierte Aussagen dazu gibt es bislang nicht.

Kann der Mensch ein synthetisches Bewusstsein herstellen? Werden Computer aus sich selbst heraus Bewusstsein entwickeln? Diese Fragen untersucht der Informatiker und Humanwissenschaftler mit dem Team seines Forschungsprojekts am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des KIT. Ziel ist eine Abklärung des Verdachts aufsteigenden Bewusstseins in der KI. Das zweijährige, bis 2020 laufende, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt erarbeitet ein transdisziplinär tragfähiges Verständnis davon, was bewusste KI, die manche für wahrscheinlich, andere für ausgeschlossen halten, überhaupt sein könnte. Die mit bewussten KI-Systemen verbundenen Vorstellungen reichen von der ungeahnten Ausweitung menschlicher Möglichkeiten durch die Verschmelzung von Mensch und Maschine bis zur Existenzbedrohung für die menschliche Zivilisation. Im Spannungsfeld solcher Hoffnungen und Befürchtungen untersucht Wendland, was an diesen Überlegungen tatsächlich „dran“ ist. Um das Thema zu entmystifizieren und zu objektivieren, erfasst er mit seinem Projektteam vorhandene Debatten und identifiziert offene Fragen. „Wir nehmen eine inhaltlich neutrale Haltung ein und schauen uns genau an, welche Akteure von welcher wissenschaftlichen und weltanschaulichen Grundposition her welche Aussagen treffen“, sagt Wendland. Dabei sollen auch ungewöhnliche Denkrichtungen sichtbar gemacht und Vertreter unterschiedlicher Anschauungen miteinander ins Gespräch gebracht werden. „Wer sich die fachlichen Kriterien des anderen zu eigen macht, findet neue Zugänge zum gemeinsamen Gegenstand“, davon ist Wendland überzeugt.
Die Einschätzung, ob das Entstehen maschinellen Bewusstseins für möglich, wünschenswert oder gefährlich gehalten wird, werde auch durch die kulturelle Haltung gegenüber technischen Gegenständen bestimmt, und „die jeweiligen Erwartungen sind oftmals das Ergebnis eines Nachdenkens über die Frage, wer wir Menschen sind“, so der Wissenschaftler. „Es geht darum, das Thema aus der Geheimnis-Ecke herauszuholen, und so darzustellen, dass die Bürgerinnen und Bürger wissen, womit sie es dabei zu tun haben“, sagt Wendland. Zur allgemeinverständlichen Vermittlung der Projekterkenntnisse tragen Formate wie Bürgerdialoge, Podcasts und Broschüren bei. (afr)

Der Presseservice des KIT stellt gerne den Kontakt zwischen den Medien und Prof. Karsten Wendland her.

 

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Porträt Prof. Karsten Wendland, ITAS, KIT: Uli Planz